Das FrauenComputerZentrumBerlin e.V. hat das Ziel, alle Menschen in der digitalen Transformation mitzunehmen. In der Corona-Krise wurde das Zentrum darin bestärkt: die erfolgreichste Strategie ist eine Mischung aus Online- und Präsenz-Angeboten.
Das FrauenComputerZentrumBerlin e.V. (FCZB) startete schon vor 38 Jahren mit der Frage, wie sich durch Computer die Geschlechterverhältnisse am Arbeitsplatz verändern würden. Der erste Weiterbildungskurs, der angeboten wurde, hieß 'Keine Angst vor Computern!'. In etwas abgeänderter Form findet der Kurs heute noch statt. Mit fast 40 Mitarbeiterinnen hat das heutige FCZB das Ziel, eine geschlechtergerechte digitale Transformation mitzugestalten. Dazu verfolgt das Zentrum zwei Ansätze: Erstens, das individuelle Empowerment von Frauen. Und zweitens, den generellen Kampf gegen benachteiligende Strukturen. Die Frauen, die beim FCZB Unterstützung suchen, sind sehr divers: sie haben zum Beispiel Migrationshintergrund oder wollen nach längerer Zeit wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen. Im FCZB finden sie eine Anlaufstelle für kostengünstige und kostenlose Weiterbildung zu Themen wie MS Office, Social Media oder einem einführenden Computer-Kurs.
Doch was passierte mit diesen Frauen während der Lockdowns im vergangenen Jahr? Karin Reichel, die Geschäftsführerin des FCZB, erzählt: “Wir arbeiten auch viel mit IT-Anfänger*innen. Also auch mit Frauen, die keinen Computer zu Hause haben oder nicht einmal wissen, wie man ihn einschaltet. Der Lockdown war eine sehr große Herausforderung für uns, denn wir mussten uns fragen: Wie erreichen wir die Frauen überhaupt, die ja genau zu uns kommen, weil sie keine Endgeräte haben und im Digitalen abgehängt wurden? Wie können wir sie trainieren, ohne in einem Raum mit ihnen zu sein?” Normalerweise finden diese Frauen in Jobcentern, Bürgerämtern oder Beratungsstellen Flyer für die Kurse des FCZB, doch all diese Orte waren geschlossen.
Das Team vom FCZB wurde kreativ: “Wir hatten schon immer ein paar Leih-Laptops, und die haben wir verteilt. Wir haben alles an IT-Ausstattung zusammengekratzt, was wir hergeben konnten”, erinnert sich Karin Reichel. Auch intern im Team gab es zunächst ein paar Schwierigkeiten mit dem Home Office, die aber generell gut gelöst werden konnten. Dazu hat die Organisationskultur im FCZB beigetragen, denn es gab viel Verständnis füreinander, Austausch und auch einen allgemeinen Vertrauensvorschuss.
Klar ist für Karin Reichel, dass es kein Zurück mehr zur Zeit vor Corona gibt. Während viele Frauenberatungsstellen wieder zurück zur “Normalität” wollen, arbeitet das FCZB an hybriden Konzepten, also einer zeitgleich stattfindenden Mischung aus Online- und Präsenz-Angeboten. “Wir wollen in Zukunft noch gezielter das Beste aus beiden Welten mitnehmen”, stellt die Geschäftsführerin klar. Denn Online-Angebote bieten auch Möglichkeiten, sich über Berlin hinaus zu vernetzen, mit Frauen zu arbeiten, die weiter entfernt leben, und mit bestimmten Zielgruppen für Online-Meetings zu trainieren.
Die größte Baustelle sieht Karin Reichel in der Frage nach Hardware und Zugang zum Internet.
“Es wird viel Geld in High-Tech gesteckt, aber längst nicht alle Menschen haben einen Laptop!”
Erst mit diesen Voraussetzungen können digitale Kompetenzen aufgebaut werden. Auch der Ausbau des Internetzugangs ist hier ein wichtiges Thema, denn Menschen, die am Stadtrand wohnen, haben oft nur eine wenig leistungsfähige Internetverbindung. Dass viele Menschen während der Lockdowns komplett abgehängt wurden, war für Karin Reichel nicht überraschend.
“Digital Vereint ist dafür ein wirklich tolles Angebot, das ich in den letzten Monaten gerne empfohlen habe”, sagt Karin Reichel. Denn viele kleine Frauenorganisationen ohne Systemadministrator*innen und IT-Wissen fragen immer wieder nach datenschutzkonformen Alternativen. Hier verweist Karin Reichel gerne auf das Open Source Angebot, denn besonders Frauenorganisationen besprechen in ihren Beratungen häufig sehr sensible Themen. Informationssicherheit ist dafür absolut notwendig.
Klar ist für das FCZB: In der digitalen Transformation müssen alle mitgenommen werden, denn nur so wird eine gerechtere Gesellschaft mit einem gerechten Arbeitsmarkt möglich. Bis dahin ist auch Weiterhin noch viel zu tun.